Menschen in Haiti, wie sie die brennenden Leichen betrachteten. Foto: dpa/Odelyn Joseph

Ein Mob in Haiti tötet zehn mutmaßliche Gang-Mitglieder und verbrennt anschließend deren Leichen. Zuvor war der mutmaßliche Bus der Bande von der Polizei angehalten worden.

Eine aufgebrachte Menschenmenge hat in Haitis Hauptstadt Port-au-Prince mehr als zehn mutmaßliche Bandenmitglieder getötet. Die Polizei hatte am Montag im Stadtteil Canapé Vert einen Minibus mit bewaffneten Männern angehalten und Waffen, Patronen und Mobiltelefone beschlagnahmt, wie sie auf Facebook mitteilte. Anschließend hätten Passanten mehr als zehn der Menschen aus dem Bus gelyncht, schrieb die Polizei.

Haitianische Medien berichteten, die Körper der etwa 14 Getöteten seien verbrannt worden. Die Anwohner standen demnach wegen der Bandengewalt in der Stadt unter starker Spannung.

Haiti leidet seit Jahren unter der Gewalt von Banden, die bisweilen politischen Akteuren nahestehen und nach UN-Angaben einen Großteil der Hauptstadt kontrollieren. Die Interimsregierung, die seit der Ermordung des Staatspräsidenten Jovenel Moïse im Juli 2021 an der Macht ist, bat vor rund einem halben Jahr um Hilfe durch eine bewaffnete internationale Truppe - die kam bislang nicht.

Viele Tote bei Bandenkämpfen

Einem UN-Bericht vom Sonntag zufolge wurden im Stadtteil Cité Soleil allein zwischen dem 14. und 19. April bei Kämpfen zwischen Banden fast 70 Menschen getötet. Die Gewalt schränkt auch die Bewegungsfreiheit der Menschen und den Warenverkehr ein. Viele Schulen und Gesundheitseinrichtungen wurden geschlossen.

Haiti ist das ärmste Land des amerikanischen Kontinents. Der Karibikstaat erlebt eine Hungerkrise, die nach Angaben des UN-Welternährungsprogramms vom März einen kritischen Punkt erreicht hat. Hinzu kommt ein Cholera-Ausbruch, bei dem nach den jüngsten Zahlen des haitianischen Gesundheitsministeriums seit Oktober mindestens 670 Menschen ums Leben gekommen sind.