Den ganzen Tag über lief in Singen ein Großeinsatz. Unter anderem waren Rettungssanitäter in Schutzanzügen zu sehen. Foto: dpa/Südwestdeutsches Mediennetzwerk/Förster

In Singen ist offenbar ein Kampfstoff freigesetzt worden, die Folge ist ein Großeinsatz. Selbst Spezialisten der Feuerwehr Villingen-Schwenningen sind dorthin beordert worden. Es gibt Verletzte, ein Tatverdächtiger wurde festgenommen.

Ein möglicher Angriff mit einem Nervenkampfstoff sorgt in Singen derzeit für einen Großeinsatz. Die gesamte Innenstadt ist abgesperrt worden, Menschen im betroffenen Bereich sollten sich „sofort“ in geschlossene Räume begeben. Am Abend gaben die Behörden Entwarnung.  Zuerst berichtete der "Schwarzwälder Bote".

Informationen der Redaktion zufolge waren Einsatzkräfte bei der Alarmierung darüber informiert worden, dass an zwei unterschiedlichen Einsatzstellen Tabun freigesetzt wurde. Dabei handelt es sich um einen Kampfstoff, der im zweiten Weltkrieg als Geheimwaffe galt. Wie es zu dem Freisetzen kam, ist offiziell bislang nicht bekannt. Bestätigt wurde das Freisetzen dieses Stoffes bislang nicht.

Tatverdächtiger festgenommen

Geprüft wird laut Polizei, ob ein Zusammenhang zu einem Reizgasvorfall am Vormittag in einer Anwaltskanzlei in der Singener Innenstadt besteht. Dort hatten den Angaben nach zwei vermummte Täter Reizgas versprüht und waren geflüchtet. Ein Tatverdächtiger konnte später festgenommen werden, im Laufe des Tages ein zweiter, hieß es am Abend.

Die Folge war ein Großeinsatz von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst. Selbst aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis fuhren die Spezialisten des Strahlenschutzes der Feuerwehr Villingen-Schwenningen gegen 14.30 Uhr nach Singen. Aus anderen Landkreisen waren ebenso über die Integrierte Leitstelle Konstanz Gefahrgutzüge in die dortige Innenstadt beordert worden. Der Führungsstab des Landkreises soll eingerichtet worden sein.

Laut Polizei unklare Gefahrenlage

Vonseiten der Behörden hielt man sich zunächst bedeckt. Die Polizei sprach offiziell nur von einer „unklaren Gefahrenlage“. Es folgte in den betroffenen Bereichen die Evakuierung aufgrund des aufgetretenen Gasgeruchs. Erst am Abend verkündeten Behörden: Nachdem die Spezialisten gegen 20.30 Uhr Entwarnung gegeben hätten, seien alle Absperrungen wieder aufgehoben worden, hieß es von der Polizei.

Die Bevölkerung war über die Warn-App Nina über das „Schadensereignis“ informiert worden. Es hieß, dass Schadstoffe freigesetzt werden, die zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen können. Türen und Fenster sollten geschlossen, Lüftungs- und Klimaanlagen abgeschaltet werden. Man bat darum, die Innenstadt zu meiden.

Verletzte bestätigt

Gegen 15.30 Uhr sind vom Schwarzwald-Baar-Kreis sowie auch aus dem Landkreis Tuttlingen weitere Einsatzkräfte von DRK und Feuerwehr nach Singen beordert worden. Offenbar ist das Stichwort „Massenanfall an Verletzten“ ausgelöst worden.In Kolonnen sollen Helfer zum Einsatzort unterwegs sein. Zwischenzeitlich haben Behörden bestätigt, dass es Verletzte gibt. Ein Polizeisprecher sprach am Donnerstagabend auf Anfrage von einer „niedrigen einstelligen Zahl“ an Verletzten, genauere Angaben gab es zunächst nicht. Die Verletzten erlitten demnach Haut- oder Atemwegsreizungen. Rund 20 weitere Menschen seien kontaminiert worden, hätten also Beschwerden, seien aber nicht verletzt.

Darüber hinaus sind Informationen der Redaktion des "Schwarzwälder Boten" zufolge per Helikopter Spezialeinheiten aus Mannheim zur Erkennung und Bekämpfung biologischer, chemischer oder radiologischer Gefahren eingeflogen worden.

Schleusen werden eingerichtet

Vor Ort hatte die Feuerwehr offenbar Schleusen zur Dekontamination. Diese standen bereit, um mögliche gefährliche Substanzen zu Entfernen. Zudem standen Erkunder bereit, um Messungen durchzuführen. Diese sind auch aus dem Landkreis Rottweil nach Singen alarmiert worden.